Willkommen in Israel!
In Tel Aviv angekommen nahmen wir unseren Mietwagen entgegen und fuhren los. Wir kamen zur ersten Mautstation (nur Barzahlung möglich und nur in Schekel), dummerweise hatten wir kein Geld gewechselt und konnten somit die Maut nicht bezahlen. Wir sind es ja gewohnt überall mit der Karte zu bezahlen, dies ging hier nach hinten los. Nun standen wir da hinter uns Autos vor uns die Schranke. Der Fahrer hinter uns bemerkte natürlich das etwas nicht stimmte, kam zu uns und zahlte für uns die Maut, einfach so als ob es das selbstverständlichste der Welt wäre. Er wünschte uns noch einen wunderschönen Aufenthalt und ging wieder zu seinem Auto zurück. Willkommen in Israel!
Tel Aviv ist eine schöne am Meer gelegene Großstadt. Sehr herzlich war die Begrüßung eines damaligen Arbeitskollegen von Oli mit welchem wir uns verabredet hatten. Ami zeigte uns dann noch ein Paar Highlights von Tel Aviv. Hier hat uns der Markt in Jaffa und auch die am Meer gelegene Peterskirche sehr gefallen. Überhaupt kann man an dem langen Strandabschnitt in Tel Aviv wunderbare Spaziergänge machen.


Abends gingen wir dann zusammen zum Essen in ein Restaurant welches am Stand lag (wunderschön). Es wurden uns die israelischen Mezze Platte empfohlen, eine Auswahl an frischen Salaten, Hummus, Falafel, Fladenbrot und Fisch. Einfach aber sau lecker. Wobei die Mezze variabel ist, da hat so jedes Restaurant seine eigene Kreation aber Salate, Hummus und das Fladenbrot sind der Standard.
Am nächsten Tag fuhren wir dann in Richtung Osten nach En Bokek an das Tote Meer. Von unserem Hotel aus haben wir uns dann in "Sternefahrten" dieses schöne Land erkundet.
Wer hätte gedacht, dass man in einem See, in dem nichts überlebt, so gut entspannen kann? Das Tote Meer ist ein wahres Naturwunder. Nach unserem Bad suchten wir nach einer kulinarischen Ergänzung und wurden in einem Berberzelt-Restaurant fündig. In dieser tollen Atmosphäre genossen wir dann die verbleibende Abende. Es gibt in En Bokek nicht viele andere Möglichkeiten außerhalb der Hotels essen zu gehen. An einem Abend war das Restaurant ausgebucht und man wollte uns fortschicken. Aber einer der Kellner erkannte uns und meinte "kommt rein für Euch haben wir immer Platz". Willkommen in Israel!

Am nächsten Tag machten wir uns dann auf die Ruinen der Masada zu besuchen. Die Masada wurde ca. 15 Jahre v. Chr. durch Herodes errichtet. Sie liegt auf einem Berg nahe des Toten Meeres und war eine palastartige Festung die damals durch eine Thermenanlage im römischen Stil beeindruckte. Man erreicht die Masada entweder über den sogenannten "Snake Path" oder über eine sehr moderne Seilbahn. Der Besuch lohnt jedenfalls. Es sind noch viele Mosaike und Fresken gut erhalten und auch ein Teil des Caldariums kann besichtigt werden. Außerdem hat man von da oben einen wunderschönen Weitblick auf das Tote Meer.
Wieder unten angekommen sollte man auf jeden Fall auch das Masada Museum besuchen. Es erzählt ihre Geschichte, und die geht so: Im April 73 wurde die Masada von den Römer belagert. Da die Einwohner die Lage für aussichtslos hielten, überzeugte der damalige Befehlshaber Eleasar ben Ja’ir das Volk der Zeloten Selbstmord zu begehen. Zuvor gab er den Befehl alles niederzubrennen. Durch ein Losverfahren wurden zehn Männer ermittelt welche die Frauen und die Kinder töteten. Wiederum durch das Losverfahren wurde ein Mann ermittelt welcher die anderen neun und dann sich selbst töten sollte. Bei jüngeren Ausgrabungen wurden elf Tonscherben gefunden auf welchen je ein Name stand. Diese sind, neben vielen anderen Sachen der damaligen Zeit in dem Museum ausgestellt.

Ob es wirklich die älteste Stadt der Welt ist lässt sich nicht sicher belegen aber es ist in jedem Fall die am tiefsten gelegene Stadt der der Welt. Sie liegt rund 250 Meter unterhalb des Meeresspiegels. Habt Ihr es erraten? Es geht um Jericho! Jericho ist ca. eine Autostunde von En Bokek entfernt und war damals gut zu erreichen. Da Jericho in dem palästinensischen Westjordanland liegt hatten wir mit Kontrollen gerechnet, ja sogar erwartet nicht hinein zu dürfen. Hier muss ich dazu erklären, dass die politische Lage damals eine andere war und man hatte Hoffnung auf eine Annäherung zwischen den beiden Völkern.
In Jericho fuhren wir dann zu dem "Berg der Versuchung". Der Berg bekam den Namen, da der Überlieferung nach Jesus während seiner vierzig tägigen Fastenzeit drei Mal vom Teufel in Versuchung gebracht worden sein soll, aber widerstanden hatte.
An dem Hang befindet sich ein Kloster welches wie ein Wespennest an den Felsen klebt. Man konnte es mit der Jericho-Seilbahn erreichen. In der Kapelle des Klosters befindet sich ein Stein auf welchem Jesus während seiner Fastenzeit gesessen haben soll.

Dann fuhren wir nach Jerusalem. Wo fang ich an wo hör ich auf? Ach ich fang einfach mal an. Wir fuhren wieder von En Bokek aus und auf dieser Strecke, kurz vor der Einfahrt nach Jerusalem kam der erste Checkpoint. Der Soldat nahm unsere Pässe entgegen sah sie kurz an und sagte dann mit einem freundlichen Lächeln "deutsch", wir "Jup", er "Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und einen schönen Aufenthalt in Israel". Willkommen in Israel!
Die Altstadt von Jerusalem kann man über acht Tore betreten und dann befindet man sich in einer wuseligen, pulsierenden Menschenmenge. Als erstes gingen wir durch die engen Gassen mit ihren Marktständen und Cafés zur Grabeskirche.
„Und sie brachten Jesus an einen Ort namens Golgota, das heißt übersetzt: Schädelhöhe.“ (Mk. 15,22)
„Josef kaufte ein Leinentuch, nahm Jesus vom Kreuz, wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war. Dann wälzte er einen Stein vor den Eingang des Grabes.“ (Mk. 15,46)
Im Anschluss an das Konzil von Nicäa (im Jahre 325) welches durch Kaiser Konstantin I. einberufen wurde und in dem es im wesentliche um die Herstellung einer Kircheneinheit ging entschloss der Kaiser sich über dem lokalisierten leeren Jesus-Grab ein Denkmal zu errichten. Die alte Tempelanlage wurde abgerissen und über dem nun freistehenden Felsengrab die damalige Grabeskirche errichtet. Die Grabeskirche und auch der Golgotafelsen wurden 1009 stark zerstört. Diese wurde bis 1036 mit einigen Veränderungen wiedererrichtet und auch der Golgotafelsen konnte wieder integriert werden. Durch die Kreuzfahrer erfuhr die Grabeskirche mehrere grundlegende Veränderungen.
Sechs Konfessionen teilen sich die Kirche. Die Ädikula und der Salbungsstein sind im gemeinsamen Besitz. Dieser Umstand gestaltet sich zuweilen als schwierig da es nicht immer Einigkeit unter den Konfessionen gibt und die Umsetzung nötiger Maßnahmen hinausgezögert werden.
Durch die Tür im Südportal betritt man die Kirche und geht auf den Salbungsstein zu. Wendet man sich dann nach links kommt man zur Ädikula. Wir konnten leider nicht hineingehen da unsere Zeit zu knapp bemessen war und wir ca. drei Stunden hätten anstehen müssen.
Es war eine sehr aufwühlende Erfahrung in der Kirche zu sein. Es ist ein alter Brauch den Salbungsstein mit weißen Tüchern abzuwischen. Dadurch fühlen sich viele Gläubige Jesus näher und können ein Stück seiner Geschichte mit nach Hause nehmen. Vor der Ädikula scharen sich hunderte von Menschen aus allen Herrenländern. Das lässt niemanden kalt, man spürt und sieht die tiefe Gläubigkeit vieler Menschen.

Nach der Grabeskirche gehen wir durch das Löwentor im Osten zum Garten Getsemani am Fuße des Ölbergs, hier soll Jesus nach dem letzten Abendmahl mit seinen Jüngern gebetet haben. In der Anlage steht heute die Kirche aller Nationen welche zwischen 1919 und 1924 errichtet wurde. In der Kirche befindet sich ein Felsen auf dem Jesus gebetet haben soll als er festgenommen wurde.
Unweit davon liegt das Mariengrab, diese kleine Kirche wurde im 4. Jahrhundert errichtet. Hierin soll sich nach altkirchlicher Überlieferung das Grab Marias befinden.

Dur das Löwentor gehen wir wieder zurück in die Altstadt und dort in die Via Dolorosa. Die Via Dolorosa ist ein bewegender Pilgerweg, der für viele Christen eine tiefe spirituelle Bedeutung hat. Das Tragen des Kreuzes entlang der 14 Stationen ist ein eindrücklicher Ausdruck des Mitgefühls mit dem Leiden Jesu und ein Versuch, seine letzten Schritte nachzuvollziehen. Wir sehen an diesem Tag viele Gruppen die diesen Prozessionsweg mit dem Kreuz gehen.
- Stationen 1-9: Diese Stationen führen durch die engen Gassen der Altstadt und erinnern an die Verurteilung, die Geißelung und den Weg Jesu zum Kreuzberg.
- Stationen 10-14: Die letzten Stationen befinden sich innerhalb der Grabeskirche und gedenken des Sturzes Jesu unter dem Kreuz, der Begegnung mit seiner Mutter Maria und der Kreuzigung.
Was aber die wenigsten wissen ist: Jerusalem wurde, seit der Zeit in der Jesus lebte so oft zerstört und wieder aufgebaut, dass sich der Level der Stadt um ca. 14 Meter erhöht hat. Auch die Pflastersteine in der Via Dolorosa sind nicht mehr die ursprünglichen. Bei archäologischen Ausgrabungen wurde Teile des damaligen Levels freigelegt unter anderem auch Teile der Via Dolorosa.

Das nächste Ziel war die Klagemauer. Von dem oberen Eingang aus konnten wir die unverwechselbare goldene Kuppel der Al Aqsa Moschee sehen. Sie ist die dritt wichtigste Moschee im Islam. Durch die Kontrolle kamen wir dann an die Klagemauer, die Frauen rechts die Männer links. Viele Menschen schreiben Gebetszettel bevor sie hierher kommen und stecken diese dann in die Ritzen der Mauer.


Am nächsten Tag fuhren wir dann nach Bethlehem. Es gehört ebenfalls zu dem palästinensischen Westjordanland und auch hier waren wir verwundert einfach hineinfahren zu dürfen. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte das Angebot von den Taxifahrern auf einem Parkplatz vor der Einfahrt in die Stadt annehmen und das Auto dort stehen lassen und mit dem Taxi hineinfahren. Das Problem ist; der Mietwagen ist in diesem Gebiet nicht versichert und es gibt keinen GPS-Empfang.
Tja, dummes Missgeschick, leider funktionierte ja das GPS nicht und wir fuhren mitten in eine Marktstraße in welcher Autos verboten waren, wir kamen weder vorwärts noch rückwärts. Einige Leute bemerkten unsere Misslage und kamen mit "no problem", "no problem", "we help you" zu uns gelaufen. Ein junger Mann lief dann vor unserem Auto her und bat die Menschen uns Platz zu machen damit wir durchkommen. Willkommen in Israel!
An der Geburtskirche dann endlich angekommen, gingen wir durch den sehr niedrigen Eingang hinein. Es zeichnet sich ein ähnliches Bild wie in der Grabeskirche. Sehr viele Menschen unterschiedlichster Herkunft waren dort. Leider konnten wir nicht zu Geburtsgrotte gehen, da auch hier hunderte von Menschen anstanden. In der Geburtsgrotte gibt es einen silbernen Stern welcher den Geburtsort Jesus markiert.
Die Kirche wurde wie die Grabeskirche ebenfalls von Kaiser Konstantin I. und seiner Mutter Helena in Auftrag gegeben und 335 fertiggestellt. Auch an ihr gab es zahleiche An- und Umbauten.

Viele Menschen in Bethlehem leben vom Tourismus und gerade zur Weihnachtszeit sind hier normalerweise sehr viele Pilger. Seit den Geschehnissen im Oktober 23 sind die Grenzübergänge zu Israel geschlossen und viele Pendler und Händler haben kein Einkommen mehr.
Beim Versuch aus der Stadt rauszufahren (ohne GPS) verfuhren wir uns. Wie hielten dann an einer Apotheke an um nach dem Weg zu fragen. Drin war dann ein Mann welcher gerade Medikamente (Auto hatte einen UN-Aufkleber) ablieferte. Als ich nach dem Weg fragte, meinte er; warten Sie kurz, wenn ich fertig bin fahre ich nach Jerusalem zurück und Sie können hinter mir her fahren.... Willkommen in Israel!
Zusammenfassend kann ich sagen: die Menschen waren so herzlich und hilfsbereit, dass ich mich sofort wohlgefühlt habe. Das Land ist ein wahres Juwel und hat mein Herz im Sturm erobert. Es tut mir leid, dass das Reisen derzeit so schwierig ist, und ich hoffe von Herzen, dass sich die Lage für alle Beteiligten schnell wieder verbessert.
Bis bald Eure Heike!